Klistier
Ein Klistier ist die Behandlung, sowie auch das Instrument, zur Einleitung von Flüssigkeiten in den Mastdarm (Rektum). Klistiere dienen heute hauptsächlich zur Darmentleerung vor Untersuchungen oder bei Verstopfung.
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Varianten, Modelle
Klistiere für die Einmalverwendung
Heute werden in medizinischen Institutionen überwiegend salzhaltige Einmalklistiere - Produkte der Pharmaindustrie -verwendet . Es wird zwischen Miniklistieren mit 5 - 10 ml und normalen Klistieren mit 50 - 200 ml Volumen unterschieden. Die gebräuchliste selbst hergestellte Klistierlösung zur Darmentleerung ist eine Mischung aus Glyzerin und Wasser im Mischungsverhältnis 1:3 und einer Menge von etwa 100 ml. Noch schneller wirkt ein kleines Klistier mit 10 ml Glyzerin und 10 ml Wasser gemischt. Dieses Klistier wird vorallem Säuglingen und Kleinkindern gegeben, damit das Klistier seine vollständige Wirkung bringen kann, ohne gleich wieder von den Kindern heraus gepresst zu werden.Das kleine Klistier wird ohne Darmrohr verabreicht. Deshalb ist seine Wirkung auf die Ampulle des Rektums beschränkt.
Nach Einlauf der Lösung in das Rektum muss sich der Patient bemühen, die hyperosmolare Lösung, die den einen Einstrom von Flüssigkeit in den Darm bewirkt, 10 – 20 Minuten zurückzuhalten. Oftmals ist der Patient jedoch nicht dazu in der Lage und lässt die Flüssigkeit ab, bevor die osmotische Wirkung eintreten konnte. Einmalklistiere dürfen wie osmotische wirksame Abführmittel nur sporadisch und kurzzeitig angewendet werden, denn die Einlaufflüssigkeit verursacht im Körper Störungen im Wasser- und Mineralhaushalt. Nach Eintritt der Wirkung kann es überdies noch während mehrerer Stunden wiederholt zu wässrigen Stuhlgängen kommen. Einmalklistiere können zudem zu Reizungen der Darmschleimhaut führen.
Einmalklistiere werden von Pflegefachpersonen durchgeführt, denn Einmalklistiere bereiten bei der Selbst-Anwendung erhebliche Mühe. Zudem sind Nebenwirkungen und Kontraindikationen zu beachten.
Nebenwirkungen (siehe Gebrauchsinformation): Rektale Blutungen, Krämpfe, chemisch induzierte Schleimhäuschädigungen.
Kontraindikationen (siehe Gebrauchsinformation): Hämorrhoiden, akute Erkrankungen der Bauchorgane, Anomalien des Dickdarms, mechanischer Ileus, Fissuren im Analkanal und im Rektum, Patienten mit Herzerkrankungen, hohem Blutdruck, Nierenfunktionsstörungen oder Niereninsuffizienz, Ödemen, Hypalbuminämie, Hyperphosphatämie, Leberzirrhose, Schwangerschaftstoxikose.
Klistiere für die Mehrfachverwendung
Klistiere für die Mehrfachverwendung werden in Sanitätshäusern, Apotheken und Drogerien verkauft.
- Bei Birnspritzen wird mit einem Druckball aus Kautschuk durch Zusammendrücken Wasser in den Darm gepresst. Der dadurch entstehende Überdruck presst die Flüssigkeit über das Darmrohr in den Enddarm.
Zur einfachen Selbstanwendung haben sich sog. Klistierpumpen bewährt, mit denen auf einfache Weise Flüssigkeiten in den Enddarm gepumpt werden können.
- Mit Pumpen kann die Spülflüssigkeit auch aus einem Behälter (z.B. Waschbecken) angesaugt werden und mit Hilfe einer Handpumpe in den Darm transportiert. Für den Einlauf kann reines Leitungswasser verwendet werden.
- Bei manchen ist der Flüssigkeitsbehälter (750 ml) bereits ein Bestandteil der Gerätes. Die Einfuhr einer ausreichenden Wassermenge ist wichtig, um die Entleerung des Enddarms rasch und gezielt herbeizuführen. Das Gerät ermöglicht eine einfache Selbstdurchführung (auf WC sitzend oder in liegender Position), ist aber auch für Pflegepersonen anwenderfreundlich und kann für kleine oder grössere Einläufe am Patientbett eingesetzt werden.
Indikation:
- akute Verstopfung
- vor Untersuchungen z.B. Rektoskopien
- Entbindungen
- kleinen kolorektalen Operationen z.B. Hämorrhoidenverödung
- In bestimmten Fällen werden auch andere Medikamente in Form von Klistieren verordnet, zum Beispiel wenn entzündliche Darmerkrankungen vorliegen, um die Wirkstoffe direkt an den Ort des Geschehens zu bringen. Meistens sind es dabei Cortisonpräparate, die in flüssiger Form oder als Schaum in den Enddarm gebracht werden. Diese Medikamente sollen möglichst lange, am besten über Nacht, im Darm bleiben, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Diese Medikamente werden etwa eine Stunde nach einer Darmentleerung möglichst langsam in den Enddarm eingebracht, um keinen weiteren Entleerungsreflex auszulösen.
Lagerung:
- linke Seitenlage
- Knie-Ellenbogen-Lage
- bei Miniklistier jede Körperhaltung möglich
Material:
- Handschuhe
- Kittel
- Unterlage
- Vaseline
- Zellstoff
- Abwurf
- Klistier anwärmen
- 0,5l - 3l Wasser mitbringen (je nach Wetterlage und Anzahl Besucher)
Durchführen:
- Klistierkanüle der Kolbenspritze einfetten
- Pobacken mit Zeigefinger und Daumen aufspreitzen und After freilegen
- Kanülenspitze in Schließmuskelmitte einsetzen und vorsichtig in den Darm vorschieben
- mit kräftigem Druck die Klistierflüssigkeit tief in den Darm einspritzen, damit möglichst rasch Stuhldrang entsteht.
- Klistierspritze fest in den Po gedrückt halten, damit Patient die Füllung behalten kann
- Spritze vorsichtig zurückziehen und entfernen.
- Pobacken fest zusammendrücken
- Patient soll das Klistier so lange wie möglich halten mindestens aber 5 - 10 Minuten
Nachbereitung:
- bei inkontinenten Patienten ggf. Inkontinenzslip (Windel) anlegen
- Entsorgen der Materialien
- Bei Bettlägerigen Patienten, Patientenklingel in Reichweite legen
- Toilettenstuhl bereit stellen
Tipps & Tricks
- Nach der Verabreichung sollte der Patient noch mindestens 5 Minuten auf der linken Seite liegen bleiben, dadurch dringt die Flüssigkeit weiter in den Darm ein.
- Bei abführenden Klistieren sollte der Patient nach der Ruhephase etwas umherlaufen, das verstärkt die Wirkung.
- Bei stuhlinkontinenten Patienten das Klistier in Bauchlage verabreichen. Der Patient soll danach bis zum Wirkungseintritt so liegen bleiben.
- Bei Säuglingen und Kleinkindern nach der Anwendung des Klistiers die Pobacken einige Minuten zusammen drücken, damit die Klistierlösung genügend Zeit zum einwirken hat.
Siehe auch:
- Einlauf
- Abführmittel