Roter Hering

Draußen schneite es. Es war der 24. Dezember. Meine Oma stand in der Küche über eine kleinen Haufen von Matjesheringen gebeugt. Bei meinen Großeltern gab es wie jedes Jahr am Heiligen Abend "Roten Hering". Das waren im Wesentlichen Heringswürfel mit Roten Beeten. Als Kind mochte ich dieses Essen überhaupt nicht. Aber jetzt interessierte mich das genaue Rezept, weil ich es selbst einmal probieren wollte.
"Was machst du denn so alles an deinen Heringssalat dran?", fragte ich meine Oma.
"Na erst mal brauchst du Rote Beete. Es soll ja 'Roter Hering' werden. Und dann natürlich Pellkartoffeln. Die müssen schon kalt sein. Aber du schaust ja gar nicht her. Was tippst du denn die ganze Zeit auf deinem Handy herum?" Meine Oma konnte auch kratzig werden, wenn man sie nicht ernst nahm.
"Also das ist gar kein Handy. Das ist ein GPS-Gerät."
"Aha. Und für was ist das gut?" Meine Oma kam mit ihren heringsölbeschmierten Pranken näher und blickte skeptisch auf meinen etrex 10.
"Ich gehe damit Geocachen.", kam meine etwas unüberlegte Antwort. "Also hör mal mein Junge. Veräppeln kann ich mich alleine. Was ist denn Geocachen nun wieder?" "Also Oma, du weißt doch was eine Schnitzeljagd ist.", ging ich das Thema vorsichtig an. "Na klar weiß ich, was eine Schnitzeljagd ist. Aber dazu brauchten wir früher nie so ein Gerät." "Ja ja, aber damit macht es noch mehr Spaß. Auf dem Gerät sind gleich alle Verstecke drauf gespeichert.", erklärte ich meiner Oma. "Und wer versteckt denn da was?" Mittlerweile war mein Oma zum Schnippseln der Gurken übergegangen. "Jeder Geocacher kann was verstecken. Es sind aber keine großen Schätze, sondern eher nur Kleinigkeiten. Es geht mehr um den Spaß an der Sache. Aber das Gerät zeigt ziemlich genau an, wo sich die Caches, das sind die Verstecke, befinden. Das funktioniert über Satellit."
"So, so. Über Satellit.", grummelte meine Oma und runzelte ihre Stirn. "Das sieht mir ehrlich gesagt nach einem ziemlichen Gedahle für einen erwachsenen Menschen aus. Gibt es denn bei uns auch solche Caches?" "Vier Stück", antwortete ich. "Der nächste ist nur 200m von eurem Haus entfernt, in Richtung zum Dorfplatz."
"Na, bei dem Schneetreiben heute würde sowieso niemand etwas finden. Außerdem hat jeder vernünftige Mensch am Vormittag des Heilig Abend noch etwas Ordentliches zu tun.", antwortete meine Oma. "Zum Beispiel Heringssalat zubereiten.", warf ich ein. "Genau.", erwiderte meine Oma. "Also du brauchst noch saure Gurken, ein oder zwei Äpfel, eine Zwiebel, Pfeffer und Salz und Tsatsiki. Alles gut vermischen und dann ziehen lassen, am besten über Nacht. Morgen wird er noch besser schmecken. So, und jetzt hol mir mal die Zeitung herein und dann schipp die Einfahrt noch mal frei. Mittag gibt's erst in zwei Stunden!"

• 250 GrammMatjesfilets
• 2 Kartoffeln
• 1 Ei
• 1 Zwiebel
• 1 Apfel
• 3 Kugeln Rote Bete Konserve abgetropft
• 3 Gewürzgurken
• 150 Gramm Tzaziki
• Salz, Pfeffer, 1 EL.Öl

1. Die Kartoffeln kochen, abkühlen lassen, pellen und würfeln.
2. Das Ei hart kochen und würfeln. 
3. Die Matjesfilets würfeln.
4. Die Zwiebel pellen und würfeln. 
5. Rote Bete und Gurken würfeln.
6. Den Apfel schälen, vom Kerngehäuse befreien und ebenfalls würfeln.
7. Tzaziki in ein Schüssel geben, Salz, Pfeffer und Öl hinzugeben, Je einen Schuß Gurken und Rote Bete Wasser, und alles gut verrühren. 
8. Nun alle Zutaten in den Tzaziki geben gut verrühren und mind. 3 Stunden kalt stellen, besser noch über Nacht ziehen lassen.