150 Jahre Bethel Nr. 109: Hier ist die Sonne um die Ecke

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sind seit 1867, also genau 150 Jahren für Menschen da. Mit über 280 Standorten in ganz Deutschland, 25.000 Plätzen, 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie über 230.000 Nutzerinnen und Nutzern sind wir eine der größten diakonischen Einrichtungen Europas.

Das Jubiläum wollen wir nutzen um Ihnen unsere Arbeit an 150 Orten, mit 150 Jahren Geschichte näher zu erklären und die Augen für Menschen zu öffnen, die in unserer Gesellschafft oftmals keine eigene Lobby haben

Also viel Spaß bei der Spurensuche an 150 Orten.

150 Jahre Bethel Nr. 109:

Das Lazarus-Haus Berlin blickt auf eine über 150-jährige Geschichte zurück. Das Viertel war damals von großer Armut geprägt, sodass die Menschen existenzielle Nöte hatten und ums Überleben kämpften. Daher baute Herr Boegehold unter dem Motto „Niemanden und Nichts aufgeben“ im Jahr 1866 die Lazarus-Kapelle, um die kirchlich Entfremdeten zurückzuführen. Schon damals errichtete er unter der Kapelle 15 Lazarettbetten, um Soldaten des deutsch-österreichischen Krieges zu versorgen. Ein Jahr später baute er die Krankenanstalt, die sich unheilbaren Kranken annahm, um die sich sonst niemand kümmerte. Mit der Anwerbung von Carl Langenbruch als damaligen Assistenzarzt gelang dann der Wandel, von einem palliativ orientieren Klinikum zu einem modernen Akutkrankenhaus. 1892 gelang Herr Langenbruch hier im Lazarus- Haus die erste Gallenblasenentfernung am Menschen. Die Versorgung der Patienten erfolgte zunächst durch Diakonissen aus Kaiserwerth.
Für die Finanzierung gewann Herr Boegehold den Textilfabrikanten Heinrich Hardt und den Maschinenbaubetreiber Louis Schwartzkopff. Letzterer gründete nach dem Tod von Herr Boegehold einen Verein, dem er vorstand und der so den Betrieb des Lazarus-Hauses erfolgreich weiterführte.
Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde das Einzugsgebiet geteilt und die Hälfte der Lazarus-Diakonissen verblieben im Osten. Die hier tätigen Diakonissen hatten keinen Zugang mehr zu ihrem Friedhof, der nun auf der anderen Mauerseite lag. Damals wurden hier Verletzte der Fluchtversuche versorgt und 1990 die ersten Grenzgänger in einer Suppenküche willkommen geheißen. Mit dem Fall der Mauer konnten alle Lazarus-Diakonissen wieder vereint werden.

Pflegeeinrichtung/ Hospiz
In den 1980er Jahren kam es nicht nur in Berlin zu einer Überkapazität von Krankenhausbetten. Infolgedessen schloss sich das Lazarus-Haus mit dem Paul-Gerhardt-Stift und dem Krankenhaus Moabit zusammen. Ab 1987 wurde die Einrichtung dann als Krankenheim fortgeführt. Diese Einrichtungen gab es zur damaligen Zeit nur in Berlin und ist mit heutigen Patientenhotels vergleichbar. Das heißt, Patienten, die nicht täglich vom Arzt konsultiert werden müssen, aber dennoch pflegerisch versorgt und beobachte werden müssen, werden hier betreut.
Mit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 änderte sich die Finanzierungsgrundlage und die Umwandlung zur heutigen Pflegeeinrichtung wurde vollzogen.
Heute verfügt das Lazarus-Haus Berlin über 184 Betten und betreut Menschen jedes Pflegegrades. Darüber hinaus existiert ein geschützter Bereich für Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Versorgung von gehörlosen Menschen.
In der Pflegeeinrichtung befindet sich in der 3. Etage auch ein stationäres Hospiz. Seit 17 Jahren können hier 016 Menschen selbstbestimmt und in Würde aus dem Leben gehen. Ergänzt wird das Angebot durch einen ambulanten Hospizdienst, der auf Wunsch auch die Bewohner der Pflegeeinrichtung auf ihrem letzten Weg begleitet. Insgesamt sind in etwa 90 ehrenamtliche Mitarbeiter tätig, ohne die das Angebot nicht möglich wäre.
Neben der Pflegeeinrichtung, dem Hospiz und dem Mutterhaus befinden sich auf dem Gelände ein Gästehaus, eine Kindestagesstätte, eine therapeutische Wohngruppe, und ein öffentlicher Bücherschrank. Somit sind auf dem Gelände des Lazarus-Hauses alle Altersgruppen vertreten.