von Steinmann
Deutschland > Niedersachsen > Northeim
Achtung! Dieser Geocache ist „archiviert“! Es befindet sich kein Behälter an den angegebenen (oder zu ermittelnden) Koordinaten. Im Interesse des Ortes sollte von einer Suche unbedingt abgesehen werden!
N 51° 40.333'E 009° 54.012'(WGS84)
andere Koordinatensysteme
Größe: mikro
Status: archiviert
Versteckt am: 14. April 2006
Gelistet seit: 14. April 2006
Letzte Änderung: 08. Oktober 2012
Listing: https://opencaching.de/OC1BAF
Auch gelistet auf: geocaching.com
In den Jahren 1988 bis 1990 sind viele Moringer auf ihrem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit, oder aus anderen Anlässen, Richtung Göttingen (Süden) gefahren. Vor Großenrode, entlang der Kreisstraße, waren auf den Feldern, direkt vor Großenrode, überwiegend junge Menschen auf den Feldern tätig, dabei war aber keine Erntetätigkeit zu erkennen. Viele haben sich sicher gefragt, was wird hier eigentlich gemacht?
Geplant war der Ausbau der Kreisstraße (K 425) in Richtung Großenrode. Allerdings gab es bereits aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg Hinweise dafür, dass sich hier auf dem "Feldberg" eine steinzeitliche Siedlung befunden haben könnte. Bereits durch die Aktivitäten des Großenroders Lehrers Wöbbeking, des Northeimer Studienrates Hueg, sowie des Landwirtes W. Grote hatten sich diesbezügliche Anhaltspunkte ergeben. Deren Funde, zumeist Steingeräte, schwere Arbeitsäxte ("Breitkeile") und Querbeile übernahm nach dem 2. Weltkrieg der Lehrer P. Dähn bzw. der Landwirt F. Könecke aus Großenrode, in dessen Privatsammlung schließlich auch Teile von Herrn P. Dähn aufgingen
Nach dem 2. Weltkrieg waren es vor allem die Feldbegehungen von Landwirt F.Könecke, die zu zahlreichen Fundmeldungen und der Abgrenzung einzelner Oberflächenfundplätze führten. Die Entdeckung, dass es sich bei den Oberflächenfunden nicht nur um eine Siedlung, sondern in einem Fundareal auch um eine Grabanlage handeln könne, geht auf das Ende der 50- Jahre zurück.
Landwirt F. Könecke, der damals die betreffenden Flurstücke gepachtet hatte, pflügte ca. 1955 erstmals mit einem Schlepper. Dabei entdeckte er auf der Pflugsohle Knochen und u.a. Teile einer menschlichen Wirbelsäule. Außerdem erkannte er, dass im Bereich der Knochenfunde auch immer wieder "ortsfremde" Erde an die Oberfläche gepflügt wurde.
Planungen für einen Neu- bzw. Ausbau der Kreisstraße 425 (Moringen-Großenrode), wobei wahrscheinlich viel frühgeschichtliches Material zerstört worden wäre, waren der Grund den betreffenden Acker gründlich zu untersuchen. Die endgültige Untersuchung der Fundstelle im Jahre 1988 geht auf eine gemeinsame Initiative von F. Köneke, Frau U. Werben (Einbeck), des Seminars für Ur- und Frühgeschichte Göttingen, des Landkreises Northeim, der Stadt Moringen und des Instituts für Denkmalpflege (Hannover) zurück. Die Ausgrabungsarbeiten wurden von Dr. Heege, heute Stadt-Archäologe in Einbeck, geleitet.
In der Zeit der Ausgrabungen entpuppte sich der Feldberg als ein wahres Schatzkästchen, das Ergebnis der Ausgrabungen kann sich sehen lassen. Es wurden Siedlungsspuren aus vier verschiedenen Epochen festgestellt.
Hinterlassenschaft der ältesten Epoche ist ein einzelner dreieckiger Mikrolith des frühen Mesolithikums (ca. 7000 v.Chr.), der wohl ursprünglich als Pfeilbewehrung diente.
Die folgende Besiedlungsphase auf dem Feldberg begann um 4800 v.Chr. Menschen der frühen Rössener Kultur errichteten eine unregelmäßig ovale Befestigungsanlage von mehr als 150 Meter Durchmesser, bestehend aus Graben, Palisade und Wall, von der sich vor allem die mit Schwarzerde verfüllten Grabenabschnitte besonders gut erhalten haben. Neben zahlreichen Knochenfunden fand sich auch ein fast vollständiger Kugelbecher.
In Bereich des Innenraumes ließen sich, erstmalig für Niedersachsen, sieben mehr oder weniger vollständige Hausgrundrisse in sehr gedrängter Lage nachweisen. Die vollständigen Grundrisse sind 29 Meter bzw. 24 Meter lang und maximal 8 Meter breit. Aufgrund der Innenbesiedlung kann in Großenrode wohl davon ausgegangen werden, dass es sich um eine befestigte Siedlung und nicht um eine Befestigungsanlage im Sinne einer Fluchtburg gehandelt hat.
Aus der Zeit fast 2000 Jahre später, also ca. 3300 bis 2800 v.Chr., fanden sich auf dem Feldberg zwei Kollektivgräber. Kollektivgrab I wurde 1988 entdeckt, das Kollektivgrab II wurde 1989 etwa 70 Meter südlich des ersten Grabes gefunden und ist in einem besseren Erhaltungszustand als Grab I. Insbesondere das Kollektivgrab II zeigte interessante Funde:
Bildmaterial: A. Heege, Nur eine Kreisstrasse... Archäologische Funde und Befunde beim Ausbau der Kreisstrasse 425 Moringen-Großenrode 1988-1990. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen Bd. 20, 1992, 27-80.
Bild: A. Heege, Großenrode 1989 - Ergebnisse und Perspektiven. Südniedersachsen, Zeitschrift für Heimatpflege und Kultur, Juni 1990, 64-68.
Rekonstruktionsversuch der Großenröder Grabanlage mit Seelenlochstein und Wächterstein von F. Könecke
Locker über das gesamte Ausgrabungsareal fanden sich Spuren der vierten und letzten Nutzungsperiode des Feldberges, der jüngeren Bronzezeit / ältere vorrömische Eisenzeit (ca. 1000 bis 400 v.Chr.). Es handelt sich dabei um zusammenhanglose Pfostenstandspuren, Gruben und zahlreiche Spuren umgestürzter Bäume.
Der Feldberg hat noch längst nicht alle Geheimnisse freigegeben.
Im Sommer 1998 wurde der Eingang des Kollektivgrabes mit den Originalsteinen am südlichen Ortseingang von Großenrode rekonstruiert.
Seelenlochstein und Wächterstein
Quellen: Arbeiten von Dr. A.Heege (Einbeck), F.Könecke (Großenrode)
Literatur:
A. Heege, Großenrode 1989 - Ergebnisse und Perspektiven. Südniedersachsen, Zeitschrift für Heimatpflege und Kultur, Juni 1990, 64-68.
A. Heege, Rössener Erdwerk und jungneolithisches Kollektivgrab - Grossenrode, Stadt Moringen, Ldkr. Northeim - Ausgrabungskampagne 1988. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd. 58, 1989, 71-116.
A. Heege, Nur eine Kreisstrasse... Archäologische Funde und Befunde beim Ausbau der Kreisstrasse 425 Moringen-Grossenrode 1988-1990. Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen Bd. 20, 1992, 27-80.
A. Rost, Siedlungsarchäologische Untersuchungen zwischen Leine und Weser. Zur Besiedlungsgeschichte einer Mittelgebirgslandschaft. Göttinger Schriften zur Ur- und Frühgeschichte Bd. 24 (Neumünster 1992).
Weiterführende Literatur:
E. & A. HEEGE, Die Häuser der Toten. Jungsteinzeitliche Kollektivgräber im Ldkr. Northeim. Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens Bd. 16 (Hildesheim 1989).
mit Anregungen von Christoph Rinne , Seminar für Ur-u. Frühgeschichte, Göttingen
Mein Mann und ich waren auf dem Töpfermarkt (tolle Sachen!) und haben geschaut, was in der Nähe ist. Das ist wirklich ein interessanter Ort, den wir ohne den Cache nie gefunden hätten.
Leider hatte wir unseren Stift vergessen und konnten uns nicht am Ort eintragen.