Hocus Locus 3

Neben dem Vandalismus und der Verstopfung von offenen Bücherschränken durch Trivialliteratur, die keiner mehr lesen möchte, ist die Zweckentfremdung offener Bücherschränke häufig anzutreffen.

Zweckentfremdung heißt, dass in diesen Bücherschränken - entgegen der Nutzungsordnung - andere Dinge als Bücher abgelegt werden: Spielzeug, Kleidung, Essbesteck, Radios, Bastelmaterialien - was immer in Wohnungen nicht mehr gebraucht wird und für das es keinen Gebrauchtwarenmarkt mehr gibt, weil diese auch schon verstopft sind, landet zuweilen in diesen offenen Bücherschränken, was dazu führt, dass diese sich in eine wilde Müllkippe verwandeln. So etwas ist im offenen Bücherschrank am Jugendhaus/Marburg in der Deutschausstraße zu beobachten.

Niemand kann wirksam etwas dagegen machen. Man könnte eine Mülltone nebenan hinstellen, aber auch damit wird man das Problem nicht so leicht los. Denn auch der Müll muss sortiert und entsorgt werden. Wer soll das tun? Und warum legen die Leute all diese Sachen dort ab? Sie meinen es gut, möchten es verschenken und denken nicht darüber nach, dass die meisten Dinge nur unwahrscheinlicherweise noch von anderen gebraucht werden. Die Tatsache ist aber eine andere: die Leute haben von allem mehr als genug.
Die Pathologien der gesellschaftlichen Überflussproduktion sind schon seit Jahrzehnten bekannt; und bis heute gibt es keine Intelligenz, die etwas an den Pathologien ändern könnte. Auch fällt es sehr schwer darüber nachzudenken, dass die Pathologien  auch durch eine bestimmte Auffassung von Ökologie entstehen, eine Ökologie, die sich als ein ethisches Verständnis beschreibt. Schwieriger Gedanke, dass eine ökologische Ethik selber ein pathologisches Phänomen ist: die gute Absicht verbürgt noch kein gutes Gelingen. Die gegenwärtige Politik der Bundesregierung spricht auch davon.

Mehr Infos über Bücherschränke in der Region findet man hier